Neulich auf dem Golfplatz

Neulich war ich beruflich bei einer Veranstaltung auf einem Golfplatz.
Meine bloße Anwesenheit: ein energiezehrender Kraftakt. Aber hey – ich war da. Alle gut gelaunt, Smalltalk, Snacks, Networking, das volle Programm.

Und dann kam die Frage: „Willst du nicht auch mal den Abschlag probieren?“
Alle schauen mich an. Freundlich, interessiert. Harmlos, eigentlich.

Und dann geht’s los – das Gedankenkarussell einer chronisch kranken Person: Möchte ich jetzt wirklich, dass diese ganzen beruflich verbundenen Menschen wissen, was mit mir los ist?

Spoiler: Nein.

Also schnell überlegen: Wie komme ich da raus, ohne unhöflich zu wirken? Erzähle ich die Wahrheit? Lieber nicht. Denn dann öffnet sich die berühmte Büchse der Pandora: 1.000 Fragen. Noch mehr gut gemeinte Tipps.
„Hast du schon Yoga probiert?“, „Wie ist es mit Ernährung?“, „Eine Freundin von mir hat Rheuma, da hat eine Ernährungsumstellung Wunder bewirkt.“, „Hast du denn keinen guten Arzt dafür?“, „Vielleicht einfach mal Urlaub machen? Ihr macht ja in in der Firma auch so viel.“

Ich will keinen Urlaub machen. Ich kann diesen Schlag einfach nicht machen.

Also sage ich nichts. Noch nicht.
Sie schauen immer noch erwartungsvoll. Es sind ja schließlich auch erst 1,2 Sekunden vergangen. Was sie nicht wissen: Ich jongliere gerade 400 Gedanken gleichzeitig – und verliere bei jedem davon ein bisschen Energie.

Ich könnte auch sagen: „Ich würde gerne, aber der eine Golfschlag könnte mich für drei Tage ausknocken – so dass ich Lähmungserscheinungen bekomme und mich nicht bewegen kann.“
Aber das klingt… sagen wir: unpraktisch.

Also höre ich mich aufeinmal sagen:
„Ich würde sehr gerne. Aber leider hab ich Probleme mit der Schulter.“

Die Reaktion: „Ah, klar – ja, das ist natürlich blöd. Gute Besserung!“
Und weiter geht’s.

Ich schmunzle innerlich. Denn das einzige Körperteil, was aktuell nicht entzündet, taub, schwer oder schmerzhaft ist: sind meine Schultern.

Und weiter im Text.