20. Juli 2025

Zwischen Realität und etwas Selbstüberschätzung

Wie ist eigentlich mein aktueller Trainingsstatus?

Im Juli war ich bisher jede Woche drei- bis viermal im Studio – jeweils ca. 1,5 Stunden. Mal mehr, mal weniger. Am 12. Juli habe ich mir gedacht: Heute gibt’s extra Energie in die Trinkflasche. Kennt man ja vom langen Radfahren: Ohne Futter schwimmt kein Kutter.

Also los aufs Laufband – Programm „hügelig“, 40 Minuten, Zielgeschwindigkeit: 8,1 km/h. Nach etwa 3 Kilometern lief alles gut. Aber: Trinken beim Laufen? Ganz andere Nummer als auf dem Rad. Merke: Für den Triathlon gilt – beim Radfahren ordentlich trinken, damit du beim Laufen nicht nachschütten musst.

Ich habe die Einheit durchgezogen. Ausdauer war solide, aber die Beine machten wieder früher dicht als der Kopf. Danach pendelte ich mich bei 3–4 km-Läufe ein, mal mit etwas Tempo, mal mit kurzen Sprints.

Am 18. Juli (Freitag) wollte ich es wissen: Geht das nochmal? Und ja – die 5 km liefen richtig gut. Keine Bestzeit, aber ein echter Fortschritt. Ich war stolz.

Der Plan für Samstag: Große Tour, gutes Gefühl – was soll schon schiefgehen?

Voll motiviert vom Lauf und dem erfolgreichen Wiedereinstieg dachte ich: Samstag wird’s sonnig – perfekte Gelegenheit für eine längere Radtour. Komoot spuckte eine Route aus: 130 km Richtung Kiel. Hört sich gut an. Solche Distanzen bin ich früher regelmäßig gefahren – das müsste doch wieder gehen.

Sicherheitshalber fragte ich vorher meinen digitalen Coach – WHOOP, die KI, die meinen Körperzustand trackt. Die Antwort war deutlich: 60–80 km wären heute realistischer. Ich solle auf mein Körpergefühl hören.

Tja, mein Körpergefühl war motiviert.

Also am Samstag früh aufs Rad, kurz nach 9 Uhr. Natürlich vorher noch schnell die Schutzbleche abgeschraubt – Prioritäten setzen! Die ersten Kilometer liefen gut. Bei km 48 machte ich die erste Pause – Beine schon etwas schwer, Wasser fast leer. Noch kein Problem, dachte ich.

Bei Kilometer 60 fuhr ich an einem kleinen Hofladen vorbei. Ich hatte Durst, also hielt ich kurz an. Dort gab’s ein 0,33-l-Flensburger Wasser für 2 € – ziemlich happig, aber ich war froh, überhaupt was zu bekommen. Danach ging es weiter.

Kilometer 70: Ich merke, dass ich nicht mehr kann

Die Strecke wurde anspruchsvoller. Nach einem längeren Anstieg merkte ich bei Kilometer 70: Ich bin durch. Die Muskeln hart, die Beine schwer. Trotzdem wollte ich nicht aufgeben.

Zwei Hügel lagen noch vor mir – lang und kräftezehrend. Mit meinen 120 kg fühlt sich das an wie eine Bergankunft auf der Königsetappe. Den ersten Anstieg schaffte ich noch, aber dann war klar:

Ab Kilometer 82 war endgültig die Luft raus. Der Tank war leer. So leer wie selten.

Ich schaute nach dem nächsten Bahnhof. 15 Minuten entfernt. Und dann ging das Gedankenkarussell los: Komm schon, 30 km schaffst du noch. Du bist doch so weit gekommen. Reiß dich zusammen. Gleichzeitig die andere Stimme: Du Idiot. WHOOP hatte recht. Hör auf deinen Körper.

Ich schrieb Lisa: „I’m dead“ – eine Anspielung auf Pogačars berühmten Moment bei der Tour de France.

Ich schleppte mich bis zum Aldi, wollte Energie tanken – und stellte fest: Der Zug kommt erst in 50 Minuten. Wieder dieses Hadern: Weiterfahren oder warten? Und dann kam der klarste Gedanke des Tages: Nein. Es reicht. Heute nicht.

Ich stieg in den Zug.
Dann merkt man, was in solchen Momenten fehlt – der Anruf: „Schatz, kannst du mich abholen?“
Das sind die kleinen Dinge, die mir immer wieder vor Augen führen, wie schnell sich alles ändern kann.

Erkenntnis: Selbstüberschätzung passiert nicht nur Menschen – auch mit KI-Hilfe

Sonntag war ich völlig k. o., das Training musste auf Mittwoch verschoben werden. Aber hey: Wieder was gelernt.

Selbstüberschätzung passiert. Und manchmal braucht es genau solche Erfahrungen, um zu merken, wie weit man wirklich ist – und was vielleicht noch ein bisschen Training braucht.

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