25. Juli 2025

Radikale Akzeptanz.

Damit du mich besser verstehst, kurz zu meinem Charakter:

Ich bin grundsätzlich positiv gestimmt. Ein pragmatischer Mensch. Ich glaube nicht an Esoterik, Sternzeichen oder Globuli. Auch nicht an eine höhere Macht.

Aber ich glaube daran, dass sich im Leben die Dinge oft irgendwie fügen – auch wenn es sich manchmal nicht nach „Fügung“ anfühlt, sondern einfach nur nach einem schlechten Witz.

Ich habe schon einige Schicksalsschläge erlebt und gelernt: Egal wie schwer etwas ist, irgendwo findet man (irgendwann) einen kleinen Lichtblick. Und wenn nicht, dann wenigstens einen Schritt, der einen weiterbringt.

Aber als ich die über 30 Seiten ärztlicher Auswertung von Prof. Stark in den Händen hielt, war da kein Lichtblick. Nur Klarheit. Endlich eine Diagnose – ME/CFS. Und mit ihr ein Gefühl von Kontrollverlust. Der einzige halbwegs normale Wert? Die Sauerstoffsättigung meines Blutes. Yay.

Ich musste mich entscheiden: Werde ich dagegen ankämpfen, innerlich toben, alles leugnen – oder akzeptiere ich es radikal?

Ich sprach mit meinem Mann. Wir waren uns schnell einig: Radikale Akzeptanz ist der einzige Weg, der uns mental und körperlich nicht kaputtmachen wird. 

Also habe ich akzeptiert. Und mein Mann hat es akzeptiert.  

Ich kann abends nicht mehr laufen? Dann schlafe ich eben auf dem Sofa.

Ich kann meine Arme nicht mehr heben? Dann nutze ich Sprachsteuerung am PC.

Ich vergesse Namen? Dann frage ich nochmal.

Ich habe keine Energie übrig für Ärger, Scham oder den Versuch, „so wie früher“ zu funktionieren.

Meine Energie ist ab sofort das Wertvollste, das ich habe.

Sie entscheidet über alles: Wie stark die Schmerzen sind, wie sehr mein Kreislauf entgleist, wie klar mein Kopf noch ist. Deshalb werde ich sie nur noch für Dinge nutzen, die sich wirklich lohnen.

Ich konzentriere mich auf Regeneration. Auf Ruhe. Auf meine Heilpraktikerschule. Und auf meine Arbeit. Denn Arbeit bedeutet für mich nicht nur finanzielle Sicherheit – sie ist auch ein Schlüssel zu etwas viel Tieferem:

Selbstwirksamkeit.

Ich möchte mich nicht komplett von der Krankheit bestimmen lassen. Ich will nicht in einem passiven „Wartemodus“ festhängen. Ich will gestalten, beitragen, entscheiden – in dem Rahmen, der mir noch möglich ist. 

Und ja, auch ganz praktisch: Ohne Arbeit, keine Einkünfte. Und ohne Geld keine Diagnostik, keine Therapie, keine Behandlungen.

Ich habe sehr früh mit meinem Geschäftspartner gesprochen. Ich bin Teil der Geschäftsleitung, trage Verantwortung für Menschen und Projekte. Aber jetzt trage ich eben auch ME/CFS. 

Wir wussten: Das braucht radikale Ehrlichkeit – und gemeinsame neue Wege. Nicht versuchen, die „alte“ Version von mir künstlich aufrechtzuerhalten. Sondern das Unternehmen an meinen neuen Zustand anpassen.

So kam ich relativ schnell an diesen einen, vielleicht wichtigsten Punkt: Es ist, wie es ist. Und es ist okay.

Das hier ist mein neues Leben. Und ich werde jetzt alles tun, um es mir so lebenswert wie möglich zu gestalten. Nicht, indem ich mich der Krankheit ergebe. Aber auch nicht, indem ich dagegen anrenne. Sondern indem ich sie als Teil meines Lebens annehme – und trotzdem meinen Weg finde.

Radikale Akzeptanz.

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