20. Juli 2025

Ich will Teil einer 'Jugend'-Bewegung sein

Von der Idee bis zum Start von "Under a Rest".

Am 2. Juli habe ich ihn endlich mal benutzt: meinen Wellpass. Schon im Juni hatte ich mich angemeldet, aber es hat etwas gedauert. Jetzt – im Urlaub – nutze ich die Zeit, um wieder fitter zu werden. Endlich.

Kurz zur Vorgeschichte: Bis Ende letzten Jahres bin ich täglich rund 40 km mit dem Rad zur Arbeit gependelt. Dann kamen zwei Dinge zusammen: Zum einen habe ich meinen Job gewechselt, zum anderen hatte ich massive Rückenprobleme. Erst Verdacht auf Bandscheibenvorfall – zum Glück „nur“ extreme Muskelverhärtungen. Aber es hat gereicht, um mich komplett sportlich auszubremsen.

Im Mai habe ich dann die neue Stelle angetreten. Der neue Arbeitgeber bietet den Wellpass im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements an – wirklich eine gute Sache.

Nur: Radpendeln ist jetzt keine Option mehr. Die Strecke ist einfach zu lang. Und das Gewicht? Tja, das ging mal wieder nach oben.

Also: Neustart. Sport. Wieder reinfinden.
Als Ausgleich. Als Rückbesinnung.
Und vielleicht auch als Versuch, wieder Kontrolle zu spüren – in einem Leben, das sich durch Lisas Erkrankung so grundlegend verändert hat.

Vom Garten zum Gym

Der Garten ist mein Rückzugsort. Und jetzt wieder: der Sport.

Lange Bikepacking-Touren sind im Moment nicht drin – Lisas Erkrankung lässt das nicht zu. Aber das ist okay. Das Wetter spielt eh nicht mit.

Und so stand ich also da, in der ersten Urlaubswoche, und dachte: Rein ins Studio.
Ja, genau – Fitnessstudio.
Ich. Im Studio. Obwohl ich diese Läden eigentlich hasse.

Warum?
Weil sie für mich oft mehr Selbstinszenierung als Sport sind.
Stinkende Typen, die ihre (vermeintlichen) Männlichkeitsmerkmale vergleichen, Klugscheißer, die alles besser wissen – und das Gefühl, man ist in einer Mischung aus Schaulaufen und Ego-Show gelandet.

Aber ich wurde überrascht.

Das Studio in meiner Stadt – riesig, fast leer, zwei freundliche ältere Damen am Empfang, keine Macho-Show, kein Warten an Geräten. Etwas 90er-Tresen-Charme, aber mit moderner Ausstattung.
Und vor allem: Ich hab mich wohl gefühlt.
Im Fitnessstudio. Krass.

Die Rückkehr zur Bewegung

Crosstrainer – klassischer Einstieg. Nach zehn Minuten: todlangweilig.
Also rüber zum Krafttraining. Da wusste ich wenigstens, was ich tue – hatte ja schon diverse Studio-Startversuche hinter mir.

Und dann die Frage: Wie beende ich das Training?
Laufband?
Uff. Nicht wirklich mein Ding, bzw. auch nicht fordernd

Aber dann erinnerte ich mich an einen Urlaub in Frankreich vor zwei Jahren. Studio auf dem Schiff. Laufband war das Einzige, was frei war. Damals war ich 20 Kilo leichter – und hab’s einfach gemacht.

Warum nicht jetzt auch?

Ich lief zehn Minuten durch. Kein Drama. Die Lunge machte mit. Die Beine nicht so, aber hey – das war der Anfang.

Beim zweiten Training wieder: Laufband. Und diesmal fühlte es sich richtig gut an.
Laufen als Ergänzung zum Radfahren? Warum nicht?

Die Idee: Triathlon für ME/CFS

Und dann kam der Gedanke: Radfahren, Laufen … fehlt nur noch Schwimmen.
Ich musste sofort an Rick Zabel denken – Sohn von Erik Zabel, ehemaliger Profi-Radfahrer, der für einen Triathlon trainiert hat. Ich hatte neulich sein Post gesehen. Schwimmen, Radfahren – aber Laufen? Fehlanzeige, das musste jemand anderes machen. 

Fand ich irgendwie witzig.

Wie lang ist eigentlich so ein Triathlon?
Und würde ich das schaffen?

Letztes Jahr bin ich die 100 km bei den Cyclassics gefahren – gefühlt war das nur Aufwärmen.
Also: Warum nicht?

Und dann kam er, der Gedanke, der alles verändert hat:
Ein Triathlon. Für Lisa. Und für alle mit ME/CFS.

Denn sie sind es, die unter Arrest stehen.
Im eigenen Körper.
In der eigenen Wohnung.
Gefangen in einer Krankheit, die kaum jemand versteht.
“Under arrest” – oder eben: under a Rest.
Passt beides. Und wird jetzt unser Projekt.

Der Anfang einer Bewegung

Ich fragte mich: Erzähle ich Lisa davon?
Oder bleibt das einer meiner 1000 Gedanken, die ich eh nicht zu Ende denke?

Ich hab’s ihr erzählt.

Und jetzt: bin ich Teil einer Bewegung. Oder besser gesagt – ich starte eine.

„Under a Rest“ soll aufmerksam machen.
Für alle, die ME/CFS nicht wählen konnten.
Für die, die früher oft sportlich, kreativ, lebendig waren – und jetzt kaum noch das Bett verlassen können.

Ich laufe. Ich fahre Rad. Ich schwimme.
Weil Lisa es nicht kann.
Weil so viele es nicht können.

Und weil niemand von uns verdient hat, in dieser Stille allein gelassen zu werden.

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